Kirschlorbeer ist Alien des Jahres 2026

12. Dezember 2025

Prunus laurocerasus

Der Naturschutzbund wählt den Kirschlorbeer, Prunus laurocerasus, zum Alien bzw. Neophyten des Jahres 2026. Dieses immer noch sehr beliebte Heckengewächs richtet in unserer Natur viele Schäden an, auf die hier aufmerksam gemachen werden soll.

Der immergrüne Kirschlorbeer ist eine invasive gebietsfremde Pflanze. Das Bild zeigt die aufrechten, weißen Blütenrispen.
Der Kirschlorbeer, ein beliebter Zierstrauch, darf in der Schweiz nicht mehr in Verkehr gebracht werden.

Mehr Kirsche als Lorbeer

Bereits im 16. Jahrhundert wurde der Kirschlorbeer aus seinen Ursprungsgebieten in Südosteuropa und Kleinasien weltweit als Zierpflanze ausgebracht. Die Art gehört zu den Rosengewächsen. Sie ist zwar mit der Kirsche verwandt – die Früchte sind roh giftig – hat aber mit dem Echten Lorbeer, Laurus nobilis, aus der Familie der Lorbeergewächse bis auf die ähnelnde Form und das Aussehen der Blätter nichts zu tun. Der Kirschlorbeer ist eine dekorative Pflanze, das Laub ist immergrün und hat eine satte dunkelgrüne Farbe. Die Blütenstände bestehen aus langen, dichten, vielblütigen Trauben, die einen angenehmen Duft verströmen. Die Beeren, die aus den Trauben entstehen, sind schwarz-glänzende und kugelförmig sowie in Traubenform angeordnet und zieren so die Pflanze bis sie abfallen oder vertrocknen.

Die vermeintlich „perfekte“ Heckenpflanze

Neben seinem attraktiven Aussehen kann der Kirschlorbeer mit seiner Widerstandsfähigkeit und Schnellwüchsigkeit punkten. Er ist krankheitsresistent und hat in unseren Breiten kaum mit Schädlingen zu kämpfen. Diese Eigenschaften machen ihn zu einer beliebten Heckenpflanze – doch ist er für unsere Natur alles andere als unbedenklich, denn es sind gerade jene Gründe, die ihn für Gärtner*innen attraktiv machen, die ihn gleichzeitig zu einer die heimische Natur verdrängenden, invasiven Art mit hohem Ausbreitungspotenzial machen.

Die Gefahren durch Kirschlorbeer

Der Kirschlorbeer hat sich in Österreich mittlerweile invasiv ausgebreitet und ist bereits tief in Wäldern und an Wiesenrändern zu finden. Verbreiten kann sich die Pflanze zum einen durch die Früchte, die entweder weggeschwemmt oder von Tieren forttransportiert werden, und so über weite Entfernungen verstreut werden können. Weiters können sich auch Absenker bilden, das sind Triebe, die sich Richtung Boden krümmen und sich dort neu verwurzeln. Auch abgetrennte Pflanzenteile können neu auskeimen. Nicht zuletzt bildet die Art häufig Schösslinge. All diese Eigenschaften begünstigen es, dass die Pflanze bereits weit in unsere Natur vorgedrungen ist. 

Problematisch ist, dass die Art sehr stark mit unseren heimischen Arten konkurriert: Das dichte, immergrüne Blattwerk und die starke vegetative Vermehrung entziehen heimischen Pflanzenarten Licht und Nährstoffe oder unterdrücken diese. Weiters führt die Verbreitung des Kirschlorbeers dazu, dass die natürliche Waldverjüngung stark abgemindert wird. Auch Frühjahrsblüher wie Maiglöckchen oder Bärlauch sterben unterhalb des Kirschlorbeers ab, da sie dort zu wenig Licht und Nährstoffe bekommen. Selbst für uns Menschen – insbesondere bei Kleinkindern und Haustieren – ist Vorsicht geboten, da alle Pflanzenteile des Kirschlorbeers giftig sind.

Die Art hat kaum positive Wirkungen auf unsere Natur: Bestäuber können im Allgemeinen ihre Blüten nicht nutzen, die Beeren können nur von einer geringen Zahl an Vögeln gefressen werden, beispielsweise von Amsel oder Singdrossel, und haben auch sonst keinen Mehrwert für unserer Tierwelt. Sein Laub dient nur wenigen Tieren als Nahrungsquelle, selbst als Versteck oder Niststandort ist der Kirschlorbeer in der Regel wenig geeignet. Als Kompost sind die Blätter ebenfalls ungeeignet, da sie sehr zersetzungsresistent sind und für eine effektive Kompostierung fein zerkleinert und fachmännisch untergemischt werden müssen. Durch die in den Blättern enthaltene Blausäure kann falsche Kompostierung Schäden an Kleintieren, wie Insekten, anrichten. Wenn Pflanzenteile in die Natur gelangen, können sich diese leicht weiterverbreiten und so weitere Schäden anrichten.

Wie jetzt mit der invasiven Art umgehen?

Um zu verhindern, dass sich diese invasive Art weiter ausbreitet, sollte man bereits bestehende Kirschlorbeer-Hecken gegen heimische Heckengehölze tauschen, jedenfalls aber keinen neuen Kirschlorbeer anpflanzen. In der Schweiz ist der Verkauf des Kirschlorbeers seit 1. September 2024 untersagt, auch in Deutschland diskutiert man ein Verbot. In Österreich ist die invasive Pflanze hingegen noch frei in jedem Bau- und Pflanzenmarkt erhältlich. Teils wird die Art sogar als bienen- und insektenfreundlich angepriesen. Der Naturschutzbund spricht sich daher für ein Verbot des Verkaufs des Kirschlorbeers in Österreich aus und appelliert gleichzeitig an die Gartenbesitzer, vom Kauf und der Anpflanzung dieser problematischen invasiven Art Abstand zu nehmen.

Ernenner - Alien des Jahres

 Naturschutzbund: https://naturschutzbund.at/

Quelle

2026: Kirschlorbeer - Naturschutzbund Österreich