Situation in Europa

Der Kenntnisstand zu gebietsfremden Arten in Europa hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Zahlreiche Forschungsgruppen arbeiten intensiv an wissenschaftlichen Fragestellungen zu den allgemeinen Mustern von biologischen Invasionen, zur Verbreitung, Risikoabschätzung und Vorhersage einzelner Arten. Der Kenntnisstand zu den Auswirkungen, zur Bekämpfung (Kontrolle) oder zur Vermeidung (Prävention) hat sich hingegen weniger gut entwickelt. 

Die Anzahl gebietsfremder Arten nimmt kontinuierlich zu und es gibt keine Anzeichen, dass dieser Trend abnimmt. Für viele Arten fehlen jedoch noch immer effiziente Methoden zur Eindämmung;  vorsorgliche Maßnahmen finden nur wenig Akzeptanz, wenn sie im Widerspruch zu wirtschaftlichen Nutzungsinteressen stehen.

Mehrere nationale und regionale Inventare gebietsfremder Arten liegen vor, Aktualisierungen erfolgen in unterschiedlicher Häufigkeit und gelegentlich werden unterschiedliche Definitionen verwendet, die den Vergleich erschweren. Einen Meilenstein stellte das von der EU geförderte Projekt DAISIE dar, das zwischen 2005 und 2008 erstmals ein Inventar der gebietsfremden Arten Europas erstellte. Demnach sind über 12.000 Arten, davon rund 7.000 Pflanzen, in Europa ursprünglich nicht heimisch. Leider erfolgten jedoch keine regelmäßigen Aktualisierungen und so sind die in DAISIE enthaltenen Daten vielfach nicht mehr auf dem letzten Stand.

Am Joint Research Centre (JRC) der Europäischen Kommission wurde ein System zur Informationsunterstützung eingerichtet: EASIN (European Alien Species Information Network). EASIN soll eine Sammelstelle bestehender dezentraler Datenbanken zu gebietsfremden Arten werden und stellt einen zentralen taxonomischen Katalog dieser Arten in der EU zur Verfügung, der derzeit rund 14,000 Arten umfasst. Über EASIN werden auch die Notifizierungspflichten der Mitgliedsstaaten bezüglich Artikel 16 (Früherkennungen) und 17 (Sofortige Beseitigung) der Verordnung 1143/2014 abgewickelt (European Alien Species Notification System, EASIN NOTSYS).

Der zeitliche Verlauf der Invasionen in Europa zeigt für alle Organismengruppen ein einheitliches Bild: Die Zahl der gebietsfremden Arten nimmt in Europa stark zu. Die Zahl gebietsfremder Arten bei Insekten, Spinnen- und Krebstieren, Gefäßpflanzen, Meeresbewohnern, Moosen und Säugetieren hat sich in Europa im letzten Jahrhundert beinahe verfünffacht.