Götterbaum sorgt für verstopfte Nasen
Viele Menschen kämpfen aktuell mit tränenden Augen und verstopften Nasen. Neben den Gräserpollen könnte zurzeit aber auch ein anderer Auslöser dafür verantwortlich sein – vor allem in der Stadt. Seit wenigen Tagen blüht dort der Götterbaum, der sich in Österreich ausbreitet und als Allergieauslöser oft unterschätzt wird.

Die Pollen des Götterbaums sorgen bei vielen Menschen für allergische Reaktionen. Die Blütezeit des Baums fällt aber genau in die Hauptsaison der Gräserpollen, was dazu führt, dass viele Betroffene ihre Götterbaumallergie fälschlicherweise auf die Gräser zurückführen. „Eine Allergie gegen die Pollen des Götterbaums kann daher lange unentdeckt bleiben“, erklärt Katharina Bastl vom Pollenservice der Medizinischen Universität Wien im Gespräch mit dem ORF.
Die Symptome einer Götterbaumallergie sind denen einer Gräserpollenallergie sehr ähnlich: Niesen, eine laufende oder verstopfte Nase und juckende Augen. Für Menschen, die bereits an mehreren Pollenallergien leiden, kann der Götterbaum die Beschwerden aber durchaus auch verstärken. „Viele sind polysensibilisiert, das heißt, sie haben mehrere Pollenallergien, zum Beispiel eine Gräserpollenallergie und eine Pollenallergie auf den Götterbaum“, so Bastl.
Robuster Stadtbaum
Der Götterbaum stammt ursprünglich aus China, er wurde wegen seiner Robustheit aber früher oft als Zierbaum in europäischen Städten gepflanzt. „Er kommt mit Trockenheit, mit Hitze, mit Salz, mit Herbiziden und auch mit Luftverschmutzung sehr gut zurecht. Also eigentlich ist er ein guter Stadtbaum, aber für die Allergiker ist er eben problematisch“, erklärt Bastl.
Auch in ländlichen Gebieten ist der Götterbaum anzutreffen, weil er sich unter anderem an Bahnstrecken ausbreitet. „Die stärkste Pollenbelastung gibt es aber sicher in den inneren Bereichen großer Städte wie Wien“, so Bastl.
Invasive Art
Weil sich der Baum im städtischen Gebieten stark ausbreitet und kaum wieder loszuwerden ist, wird er mittlerweile nichtmehr als Zierbaum gepflanzt. In vielen Städten hält er sich aber trotzdem hartnäckig und gilt als invasiver Neophyt. Seine Fähigkeit, sich schnell auszubreiten und in urbanen Umgebungen zu gedeihen, macht ihn zu einem häufigen Anblick in Parks, entlang von Straßen und sogar auf verlassenen Grundstücken.
Der Götterbaum weist damit einige Parallelen zu einer anderen bekannten allergieauslösenden Pflanze auf: dem Ragweed. Beide Pflanzen sind invasive Neophyten, die sich in städtischen Gebieten rasch ausbreiten und für Allergiker erhebliche Probleme verursachen. „Der Götterbaum ist sozusagen die noch unbekannte, aber sehr invasive, baumförmige Variante zu Ragweed“, erklärt Bastl. Während Ragweed mittlerweile als ernstzunehmender Allergieauslöser bekannt ist, werde der Götterbaum oft noch unterschätzt.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose einer Götterbaumallergie kann wegen der ähnlichen Symptome zur Gräserpollenallergie schwierig sein. Ein Allergietest beim Facharzt kann jedoch Klarheit schaffen. „Es ist wichtig, die genaue Ursache der Allergie zu kennen, um gezielte Maßnahmen ergreifen zu können.“ Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören unter anderem Antihistaminika, die die allergischen Reaktionen lindern können.
Um die Belastung durch Götterbaumpollen von vornherein zu minimieren, sollten Betroffene aber auch einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Dazu gehört, die Fenster während der Blütezeit möglichst geschlossen zu halten und die Kleidung nach dem Aufenthalt im Freien zu wechseln. Auch das regelmäßige Waschen der Haare kann helfen, Pollen zu entfernen. „Die Beachtung von Pollen-Vorhersagen kann ebenfalls hilfreich sein, um Aktivitäten im Freien besser zu planen, denn man sollte vielleicht darauf verzichten, bei schönstem Wetter durch Innenstadtparks zu spazieren“, rät Bastl.
Dauer der Pollenbelastung
Die Pollenbelastung durch den Götterbaum wird voraussichtlich noch einige Wochen anhalten. Die Blütezeit des Baums erstreckt sich typischerweise von Mitte Mai bis Anfang Juli, wobei die höchsten Pollenwerte in der Regel im Juni auftreten. „Wir befinden uns gerade in der Vollblüte, das heißt, die höchsten Werte erwarten wir diese Woche“, erklärt Bastl. Mit dem Ende der Blütezeit wird die Belastung durch die Pollen des Götterbaums deutlich abnehmen.
Strategien zur Eindämmung
Um die Ausbreitung des invasiven Götterbaums zu kontrollieren, seien gezielte Maßnahmen erforderlich. Dazu gehört unter anderem das Entfernen der Pflanzen in öffentlichen Bereichen und das Fördern einheimischer, weniger allergieauslösender Pflanzenarten. Städte könnten auch Programme zur Sensibilisierung der Bevölkerung über die Risiken und die Erkennung dieser Pflanzen initiieren. „Ein bewusster Umgang mit der Pflanzenwelt kann helfen, die Belastung durch Allergene zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern“, sagt Katharina Bastl.
Quelle
Unterschätzter Allergieauslöser: Götterbaum sorgt für verstopfte Nasen - science.ORF.at