Myocastor coypus - Nutria

Foto Nutria
Wissenschaftlicher NameMyocastor coypus (Molina, 1782).
Es werden vier Unterarten unterschieden, wobei die Tiere in Europa vermutlich von der am nördlichsten vorkommenden (subtropischen) Unterart abstammen.
SystematikMammalia, Rodentia, Myocastoridae
Weitere deutsche NamenSumpfbiber, Biberratte
Englische NamenCoypu, Nutria
HerkunftSüdliches Südamerika, von Peru und dem südlichen Brasilien bis zur Magellan-Straße
Einschleppungswege und EinfuhrvektorenSchon im 19. Jahrhundert für Zoologische Gärten und Pelzfarmen nach Europa eingeführt und in die Freiheit entkommen, in größerem Umfang aber erst nach 1930. Nach Freisetzungen und Gefangenschaftsflüchtlingen selbständige Ausbreitung über mehrere Kilometer möglich.
ErkennungsmerkmaleDie Nutria ist 40 bis 65 cm groß und besitzt einen 30 bis 45 cm langen, runden Schwanz. Das Fell ist oberseits rotbraun und unterseits grau gefärbt. Besonders auffallend sind die meist orange gefärbten Nagezähne.
Status in ÖsterreichEtabliert
Erstfund in ÖsterreichIn den 1920er- und 1930er-Jahren existierten mehrere Nutriazuchten in Niederösterreich und Salzburg. 1930 wurde ein Tier in Salzburg in freier Wildbahn erlegt, 1932 wurden Tiere in Vorarlberg freigesetzt.
Verbreitung in EuropaIn Europa weit verbreitet; auf der Iberischen Halbinsel fehlend, in Großbritannien erfolgreich ausgerottet, in Skandinavien und Irland konnten sich die Populationen nicht dauerhaft halten. Besonders häufig in Frankreich und Italien.
Auswirkungen des KlimawandelsStrenge Winter limitieren das Populationswachstum, weshalb anzunehmen ist, dass die Art von milderen Wintern profitieren wird.
Biologie und ÖkologieSemiaquatisch an den Ufern von Still- und Fließgewässern mit reichlich Pflanzenbewuchs. Weibchen werfen 1 bis 3 mal im Jahr 4 bis 6 Junge, die nach 5 bis 6 Monaten geschlechtsreif werden. Nutrias können bis zu 10 Jahre alt werden. Nutrias leben gesellig, sie schwimmen und tauchen sehr gut und sind dämmerungsaktiv. Sie graben Erdbauten im Uferbereich, oberhalb der Wasserlinie und ernähren sich überwiegend von Wasserpflanzen.
Gefährdung der BiodiversitätDurch die Fraßtätigkeit können die Populationen seltener und gefährdeter Wasserpflanzenarten beeinträchtigt werden. Die grabende Tätigkeit verändert die Hydrologie und verringert die Struktur der Lebensräume.
Negative ökonomische AuswirkungenSchäden in der Landwirtschaft und an Uferbefestigungen sind bekannt und betragen in Italien rund zwei Millionen EURO pro Jahr.
Negative humangesundheitliche AuswirkungenDie Übertragung von Krankheiten (z. B. Toxoplasmose) ist möglich.
Positive sozio-ökonomische AuswirkungenDie Bedeutung in der Pelzzucht ist kaum noch vorhanden.
ManagementmaßnahmenÖffentlichkeitsarbeit, Entfernung aus der Natur, Bauliche Maßnahmen, Verhinderung der (un)absichtlichen Ausbringung aus Gefangenschaft.
Letzte AktualisierungUmweltbundesamt, Jänner 2024
 

Verbreitung in Österreich

Aktuelle Nachweise nach ca. 1980 sind regelmäßig dem Burgenland, aus Niederösterreich sowie aus der Steiermark bekannt. Die größten Nutria-Vorkommen gibt es derzeit in der Steiermark. Einzelne Beobachtungen liegen aus Vorarlberg vor. 

Bundesländer

E = Etabliert

U = Unbeständig

? = Unbekannt

Ex = Vorkommen erloschen

VTSKStONWB
UUUUEExEExE
 

Biogeographische Regionen

Alpine RegionKontinentale Region
EE
 
Die Karte zeigt die Verbreitung des Nutrias in Österreich (Nachweise zwischen 2000 und 2019).
Verbreitung des Nutrias in Österreich (Nachweise zwischen 2000 und 2019).

Risikobewertungen

GB Non-native Organism Risk Assessment for Myocastor coypus Link

Rabitsch, W. & Nehring, S. (2015): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung Myocastor coypus – Nutria. In: Nehring, S., Rabitsch, W., Kowarik, I. & Essl, F. (Eds.): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Wirbeltiere. BfN-Skripten 409: 54-55. Download

Ausgewählte Quellen

Bertolino, S. et al. (2005): Effectiveness of coypu control in small Italian wetland areas. Wildl. Soc. Bull. 33: 714-720.

Gosling, L. M. & Baker, S. (1989): The eradication of muskrats and coypus from Britain. Biol. J. Linn. Soc. 38: 39-51.

Panzacchi, M. et al. (2007): Population control of coypu Myocastor coypus in Italy compared to eradication in UK: a cost-benefit analysis. Wildl. Biol. 13: 159-171.

Prigioni, C. et al. (2005): Food habits of the coypu, Myocastor coypus, and its impact on aquatic vegetation in a freshwater habitat of NW Italy. Folia Zool. 54: 269-277.

Schertler, A., Rabitsch, W., Moser, D., Wessely, J. & Essl, F. (2020): The potential current distribution of the coypu (Myocastor coypus) in Europe and climate change induced shifts in the near future. Neobiota 58: 129-160. Link

Links

CABI Invasive Species Compendium