Lepomis gibbosus - Gemeiner Sonnenbarsch

Das Bild zeigt einen Sonnenbarsch.
Wissenschaftlicher NameLepomis gibbosus (Linnaeus, 1758)
SystematikChordata, Vertebrata, Actinopterygii, Perciformes, Centrarchidae
Weitere deutsche NamenKürbiskernbarsch
Englische NamenPumpkinseed, kiver, common sunfish, sun bass, pond perch, sun perch
HerkunftDas natürliche Areal liegt im östlichen Nordamerika und erstreckt sich von North Dakota bis nach New Jersey und von der Hudson Bay bis nach South Carolina.
Einschleppungswege und EinfuhrvektorenDie Art wurde ab dem späten 19. Jahrhundert als Zierfisch nach Europa zwecks Haltung in Teichen und Aquarien (v. a. Großbritannien, Niederlande, Polen), aber auch für die Sportfischerei (v. a. Deutschland), als Futterfisch für Forellenbarsche (Spanien und Portugal) sowie irrigerweise zur Bekämpfung von Fischläusen (Dänemark) absichtlich eingeführt. Darüber hinaus wird zudem vermutet, dass auch eine unabsichtliche Einfuhr durch kontaminiertes Besatzmaterial erfolgte. Die Art kommt mittlerweile in fast allen europäischen Ländern vor.
ErkennungsmerkmaleL. gibbosus ist ein robust erscheinender, seitlich zusammengedrückter Fisch mit einer ovalen Silhouette und einer Gesamtlänge zwischen 18 und 23 cm, in Ausnahmefällen bis zu 40 cm. Das Gewicht bleibt in der Regel unter 450 g. Die Mundspalte reicht nicht bis an die Augen heran. Jungfische haben eine graugrüne Grundfärbung mit fünf bis acht perlmuttartig schimmernden Querbinden. Bei erwachsenen Tieren umfasst die Körperpigmentierung rote, orange, grüne, gelbe und blaue Tupfer auf einem olivfarbenen Rücken, gelb gefärbte Seiten und einen gelb bis orange gefärbten Bauch sowie eine gelbe Brust. Der schwarze Kiemendeckellappen endet in einem halbmondförmigen orangefarbenen Rand. In den Rücken- und Afterflossen befinden sich scharfe Stacheln. Fressfeinde hat er  in Österreich dadurch kaum: Der heimische Hecht muss erst lernen, den mit Stacheln besetzten Sonnenbarsch richtig zu fressen, um sich selbst nicht zu verletzen.  Die Rogner sind vergleichsweise weniger intensiv gefärbt.
Status in ÖsterreichEtabliert
Erstfund in ÖsterreichUnbekannt
Verbreitung in EuropaEs gibt Nachweise aus 25 EU-Mitgliedstaaten. In neun EU-Mitgliedstaaten gilt die Art als invasiv bzw. potentiell invasiv: Niederlande, Portugal, Rumänien, Spanien, Großbritannien bzw. Belgien, Deutschland, Österreich, Polen. Darüber hinaus gilt der Sonnenbarsch in folgenden Mitgliedstaaten als etabliert: Bulgarien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn, Zypern. In Schweden gilt die Art als unbeständig. Außerhalb der EU gibt es Nachweise aus Bosnien und Herzegowina, Norwegen, Serbien, und der Ukraine.
Auswirkungen des KlimawandelsEs ist wahrscheinlich, dass es bedingt durch eine klimatische Erwärmung (höhere Wassertemperaturen) zu einer Ausweitung des Verbreitungsgebiets, insbesondere nach Norden, kommen wird. Zudem wird davon ausgegangen, dass eine Klimaerwärmung die Invasivität der Art steigern wird (frühere Reproduktion, schnellere Besiedlungsraten, gesteigerte Ausbreitung).
Biologie und Ökologie

Sowohl in seiner nordamerikanischen Heimat als auch im sekundären Verbreitungsgebiet bewohnt der Sonnenbarsch v. a. Stillgewässer mit flachgründigen Ufern sowie langsam fließende Bäche und Flüsse mit weichem Substrat und aquatischer Vegetation. Bevorzugte Nahrung sind Würmer und Insekten, darüber hinaus auch kleine Fische und andere kleine Wirbeltiere. Die Laichzeit reicht von April bis Juni. Die Eier werden in Ufernähe in eine 3–5 cm tiefe Laichmulde mit einem Durchmesser von ca. 40 cm abgelegt. Die Milchner betreiben Brutpflege und bewachen das Gelege bzw. befächeln die Eier mit Frischwasser. Die Tiere werden mit 1–2 Jahren geschlechtsreif, wobei die Eizahlen der Rogner zwischen 600-5.000 Stück pro Individuum betragen.

"Sonnenbarsche können bei der Verteidigung ihrer Laichplätze mitunter rabiat werden und Badegäste zwicken“, weiß Daniela Latzer (Landeskorrespondenz Salzburg vom 24.07.2023).

Gefährdung der BiodiversitätSonnenbarsche haben vielfältige Auswirkungen auf andere Organismen. Neben Nahrungskonkurrenz spielt auch Prädation eine Rolle. Mitunter wird die Art in den Niederlanden für die Abnahme lokaler Amphibien- (Pelobates fuscus, Triturus, cristatus, Hyla arborea), Libellen- und Gastropoden-Populationen verantwortlich gemacht. Aus mediterranen Speicherseen und einem dänischen See sind Verringerungen des Zooplanktonbestandes auf Besatz mit Sonnenbarschen zurückzuführen, was zu einer Verstärkung von Eutrophierungseffekten führen kann. Darüber hinaus gibt es Nachweise von starkem faunenfremden Parasitenbefall, welcher sich auch auf einheimische Arten auswirken könnte.
Negative ökonomische AuswirkungenEs sind keine quantitativen Informationen bezüglich der wirtschaftlichen Auswirkungen im sekundären Verbreitungsgebiet bekannt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass in Gebieten, wo einheimische Fischpopulationen durch Konkurrenzdruck verringert werden, mit Einkommensverlusten in der Sport- und Berufsfischerei zu rechnen ist.
Negative humangesundheitliche AuswirkungenEs sind keine Auswirkungen bekannt.
Positive sozio-ökonomische AuswirkungenDie Art hat eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung durch den Handel als Zierfisch in Aquarien oder Gartenteichen. Die Bedeutung für die Sportfischerei ist im sekundären Verbreitungsgebiet sehr gering. Möglicherweise könnte die Art in Gebieten mit hohen Dichten zur Reduktion von Stechmückenpopulationen beitragen.
ManagementmaßnahmenIn kleinen, abgeschlossenen Gewässern ist eine Bestandselimination denkbar, allerdings sehr aufwendig. Falls nicht der gesamte Wasserkörper trockengelegt werden kann, kann mittels Elektro- bzw. Netzfangmethode oder gezielter Angelfischerei vorgegangen werden. Es wird allerdings angenommen, dass es nicht möglich ist die Art mit zulässigen Fangmethoden gänzlich aus größeren, nicht ablassbaren Gewässern zu entfernen.
Letzte AktualisierungUmweltbundesamt, Jänner 2024
 

Verbreitung in Österreich

Der Gemeine Sonnenbarsch ist in Österreich etabliert.

Bundesländer

E = etabliert

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Biogeographische Regionen

Alpine RegionKontinentale Region
EE
 
Die Karte zeigt die Verbreitung des Gemeinen Sonnenbarsches in Österreich (Nachweise bis 2021).
Verbreitung des Gemeinen Sonnenbarsches in Österreich (Nachweise bis 2021).

Risikobewertungen

Deputy Direction of Nature (Spanish Ministry of Agriculture, Food and Environment) (2018): Risk Assessment for Lepomis gibbosus Link

Ferincz, Á.; Staszny, Á.; Weiperth, A.; Takács, P.; Urbányi, B.; Vilizzi, L. & Copp, G. H. (2016): Risk assessment of non-native fishes in the catchment of the largest Central-European shallow lake (Lake Balaton, Hungary). Hydrobiologia, 780 (1), 85-97.

GB Non-Native Species Secretariat - RAPID RISK ASSESSMENT SUMMARY SHEET (2017): Pumpkinseed (Lepomis gibbosus).

Nehring, S.; Rabitsch, W. & Wolter, C. (2015): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung Lepomis gibbosus – Sonnenbarsch. In: Nehring, S.; Rabitsch, W.; Kowarik, I. & Essl, F. (Eds.): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertungen für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Wirbeltiere. BfN-Skripten 409: 122-123. Link

Perdikaris, C.; Koutsikos, N.; Vardakas, L.; Kommatas, D.; Simonović, P.; Paschos, I. & Copp, G. H. (2016): Risk screening of non‐native, translocated and traded aquarium freshwater fishes in Greece using Fish Invasiveness Screening Kit. Fisheries management and ecology, 23 (1), 32-43.

Piria, M.; Povž, M.; Vilizzi, L.: Zanella, D.; Simonović, P. & Copp, G. H. (2016): Risk screening of non‐native freshwater fishes in Croatia and Slovenia using the Fish Invasiveness Screening Kit. Fisheries management and ecology, 23 (1), 21-31.

Ausgewählte Quellen

Hanel, L.; Plesník, J.; Andreska, J.; Lusk, S.; Novák, J. & Plíštil, J. (2011): Alien fishes in European waters. Bulletin Lampetra, 7, 148-185.

Wiesner, C.; Wolter, C.; Rabitsch, W. & Nehring, S. (2010): Gebietsfremde Fische in Deutschland und Österreich und mögliche Auswirkungen des Klimawandels. – BfN-Skripten 279: 192. Link

Links

CABI Invasive Species Compendium

Neobiota.de

Foto Gemeiner Sonnenbarsch (Wikimedia)