Nicht alle Neobiota machen Probleme

Die Thematik gebietsfremder Arten wird mitunter emotional diskutiert. Unbestritten ist die Tatsache, dass nicht alle eingeschleppten und ausgebrachten Arten aus Sicht des Biodiversitätsschutzes als „problematisch“ zu bewerten sind.

Auch die faktische Unmöglichkeit eines starren, bewahrenden Naturschutzes – nicht zuletzt unter den Vorzeichen des Klimawandels und der anhaltenden Lebensraumzerstörung und zunehmenden Intensivierung der Landschaft – erfordern die Bereitstellung von Möglichkeiten einer dynamischen Anpassung der Tier- und Pflanzenwelt, zumal viele Arten auf eine nachhaltige Nutzung zur Erhaltung ihres Lebensraumes angewiesen sind, wie beispielsweise Arten des Grünlandes. Dies darf jedoch nicht als „alles ist erlaubt“-Strategie missverstanden werden.

Natürliche Anpassungsprozesse erfordern in erster Linie viel Zeit, ein limitierender Faktor angesichts der Geschwindigkeit der aktuell ablaufenden Veränderungen der Umwelt. Es ist ebenso unbestritten, dass einige gebietsfremde Arten direkt für das Aussterben anderer Arten und für dramatische Änderungen der Ökosysteme und deren Leistungen verantwortlich sind. Europa ist aus unterschiedlichen Gründen bislang weniger von solchen endgültigen Auswirkungen betroffen, dennoch gibt es gebietsfremde Arten, die als problematisch zu bewerten sind.

Invasive Neobiota können folgende Probleme verursachen:

  • Verdrängung heimischer Arten durch Konkurrenz um Ressourcen (Nahrung, Licht, Brutplätze etc.)
  • Veränderung der Lebensräume durch Monopolisierung von Ressourcen, strukturelle Änderungen oder Änderung der Nährstoffkreisläufe
  • Vereinheitlichung (Homogenisierung) der Fauna und Flora und Verlust der standorttypischen Tier- und Pflanzenwelt
  • Veränderungen der Beziehungen zwischen den Arten (Nahrungsnetz, Parasiten etc.)
  • Veränderung der genetischen Zusammensetzung durch Hybridisierung und Rückkreuzungen (Introgression)
  • Ökonomische Schäden in der Land- und Forstwirtschaft, an Infrastrukturen, im Gesundheitswesen
  • Human-, Tier- und Pflanzengesundheitliche Auswirkungen (Allergieauslöser, Krankheitsüberträger und -erreger, Parasiten etc.)